Der bittere Wintersalat ist äußerst gesund. Hier erfahren Sie, was man beim Anbauen und Ernten von Chicorée beachten sollte.

Wer Chicorée selber anbauen möchte, braucht etwas Geduld. Denn die leckere Knospe wird nicht bereits im Gemüsebeet gebildet, sondern erst nachdem die Wurzeln im Herbst geerntet und danach im Dunklen neu ausgetrieben haben. Wie das funktioniert und weshalb sich die Ausdauer lohnt, erfahren Sie nachfolgend.
Chicorée
Chicorée (Cichorium intybus var. foliosum) ist eine Blattzichorie und gehört zur Familie der Korbblütler. Bereits in der Antike wurden die Wurzeln der Wilden Zichorie (C. intybus) als Gemüse- und Heilpflanze verwendet. Während des 18. Jahrhunderts wurde dann in Europa die Wurzelzichorie (C. intybus var. sativum) gezüchtet und angebaut, um sie aufgrund ihres bitteren Aromas geröstet als Kaffeeersatz zu verwenden.
Herkunft und Eigenschaften von Chicorée
Wie genau der uns heutzutage bekannte Chicorée entstanden ist, ist bis heute unklar. Eine Version besagt, dass um 1845 der Obergärtner Brézier des botanischen Gartens in Brüssel entdeckte, dass die im dunklen Keller gelagerten Zichorienwurzeln feine, zartgelbe Blattsprossen ausgetrieben hatten. Diese erwiesen sich als äußerst schmackhaft und somit war die Sorte ‘Brüsseler Witloof’ geboren. Sicher ist, dass aus der Wurzelzichorie der uns heute bekannte Chicorée gezüchtet wurde. Dieser wird vor allem in Belgien, Frankreich und den Niederlanden immer noch sehr gerne gegessen, in Deutschland kommt er allerdings immer seltener auf den Teller, obwohl das Gemüse nicht nur gut bekömmlich, sondern auch sehr gesund ist.

Die zweijährige Pflanze bildet über den Sommer Wurzeln, die circa 15 Zentimeter lang und drei bis sechs Zentimeter dick sind. Über den Winter, in vollkommener Dunkelheit und bei niedrigen Temperaturen, bilden diese eine zapfenförmige Knospe aus. Im zweiten Jahr bildet die Pflanze einen bis zu 1,5 Meter hohen, mehrfach verzweigten Blütenstand.
Chicorée-Sorten
Die verschiedenen Chicorée-Sorten unterscheiden sich vor allem im Erntezeitpunkt, in ihrer Farbe und darin, ob sie zum Treiben eine Deckschicht benötigen oder nicht. Unter der Deckschicht versteht man dabei eine Lage aus Erde oder Sand, die die Wurzeln nach der Ernte abdeckt und Platz für die Triebe bietet.
Empfehlenswerte Chicorée-Sorten:
- ‘Brüsseler Witloof’: Alte Sorte, die zum Treiben Deckerde benötigt
- ‘Etardo’: Mittelspäte bis späte Treiberei; leckerer, reiner Chicoréegeschmack mit schweren, festen Köpfen
- ‘Robin’: Besonders durch seine roten Triebe; wird von Mai bis Juni ausgesät
- ‘Atlas’: Bewährte Sorte, die bereits früh austreibt
- ‘Dura’: Sorte mit feinem Geschmack; Sprossenernte erfolgt Dezember bis März; Treiberei ohne Deckerde

Chicorée kaufen: Das sollten Sie beachten
Chicorée wird direkt ins Freiland ausgesät, weshalb lediglich das Saatgut gekauft werden muss. Dieses findet man in Baumärkten, Gartencentern oder im Internet. Wer seinen Chicorée selbst vermehren möchte, sollte darauf achten, dass er samenfestes Saatgut erwirbt. Tipps zur Vermehrung finden Sie weiter unten im Artikel.
Chicorée anbauen
Grob kann man den Anbau von Chicorée in zwei Schritte unterteilen: Im Frühjahr erfolgt die Anzucht der Pflanzen im Freiland und über den Winter dann die Treiberei der Wurzeln im Keller. Unter Treiberei versteht man, dass man die Wurzel nach einer Ruhephase dazu bringt, neu auszutreiben. Dies geschieht in vollkommener Dunkelheit und bei Temperaturen von 12 bis 18 °C. Heute wird vor allem die Wassertreiberei praktiziert. Dabei werden die Wurzeln in eine Nährlösung eingetaucht. Für den Anbau zuhause kommt dieses Verfahren aber weniger in Frage. Eine geeignete Möglichkeit für den Eigenanbau des Wintersalats ist das Treiben in einem Gefäß im Kellerraum. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.
Der richtige Standort für Chicorèe
Damit die Pflanzen gut gedeihen und kräftige Wurzeln bilden, eignet sich vor allem ein sonniger Standort mit sandig-humosem Boden. Dieser sollte mäßig nährstoffreich sein, zu viel Stickstoff fördert vor allem die Blattmasse, was auf Kosten der Wurzeln geht und diese schlechter treibfähig machen. Damit sich die Wurzeln gut ausbilden können, ist es wichtig, dass der Boden tiefgründig sowie steinfrei ist und keine Verdichtungen aufweist. Der pH-Wert sollte idealerweise zwischen 6,5 und 7,5 liegen. In die Fruchtfolge sollten Sie außerdem eine Anbaupause von mindestens vier Jahren einplanen.
Tipp: Neben seinen nahestehenden Verwandten Radicchio (Cichorium intybus var. foliosum), Haferwurzel (Tragopogon porrifolius) oder Endivie (Cichorium endivia) steht der Chicorée ungern. Gute Nachbarn sind hingegen Fenchel (Foeniculum vulgare var. azoricum),Möhren (Daucus carota ssp. sativus), Rote Bete (Beta vulgaris var. vulgaris) und die Tomate (Solanum lycopersicum).
Vorgehen beim Anbau von Chicorée
Der Anbau von Chicorée lässt sich am besten erklären, wenn man ihn in zwei Schritte unterteilt: Die Aussaat und die Treiberei.
Schritt 1: Aussaat von Chicorèe im Freiland
Chicorée ist ein Wintergemüse, welches im Frühjahr ausgesät wird. Ab Mitte Mai, frühestens Ende April, werden die Samen im Reihenabstand von 30 bis 40 Zentimetern und etwas dünner als Möhren ausgesät. Die Saattiefe sollte zwischen zwei bis drei Zentimetern liegen. Circa vier Wochen nach der Aussaat werden die Pflanzen in der Reihe auf zehn Zentimeter Abstand vereinzelt.
Hinweis: Wenn zu früh gesät wird oder die Pflanzen zu viel Standraum haben, kann es passieren, dass die Wurzeln zu groß werden. Die Wurzeln können zwar für die Treiberei eingekürzt werden, jedoch bilden sie häufig viele kleine Nebenknospen aus.
Nach 18 bis 20 Wochen im Freiland, circa Mitte September bis Oktober, können die Wurzeln beispielsweise mit einer Grabegabel vorsichtig geerntet werden. Das Laub wird fünf Zentimeter über der Wurzel abgeschnitten und eventuell zurechtgestutzt. Bis die Treiberei beginnt, werden die Wurzeln für die Ruhephase – wie bei anderem Wurzelgemüse auch – in feuchten Sand eingeschlagen und kühl gelagert.

U[m schöne Knospen zu bilden, sollten die Wurzeln folgende Eigenschaften aufweisen:
Wie geht man bei der Aussaat von Chicorée vor?
Schritt 2: Die Treiberei
Nach der Ruhephase folgt die Treiberei, meist ab Dezember. Hierfür sind Temperaturen zwischen 12 und 18 °C sowie völlige Dunkelheit notwendig. Wenn Licht an die Pflanzen kommt, werden die Blätter grün und bitter. Je nach Sorte erfolgt die Treiberei mit einer Deckschicht, beispielsweise einer zehn Zentimeter dicken Schicht aus Sand oder Erde, oder ohne Deckschicht, beispielsweise mit einer lichtundurchlässigen Folie. Vor allem ältere Sorten wie der ‘Brüsseler Witloof’ brauchen zum Treiben eine Deckschicht, neuere Sorten wie ‘Tardivo’ oder ‘Robin’ hingegen nicht.
Eine Möglichkeit für die eigene Treiberei im Keller besteht darin, die Wurzeln in ein Gefäß, beispielsweise einen alten Kochtopf, einen Eimer oder eine Kunststoffkiste, zu pflanzen. Dafür werden die Wurzeln dicht an dicht senkrecht in das Gefäß gestellt und dieses mit Erde aufgefüllt. Diese sollte nicht feucht sein, sondern beim Einbringen einmal gründlich mit warmen Wasser gegossen werden, um den Wurzeln den Impuls zum Austreiben zu geben. Wichtig ist, dass über dem Gefäß genügend dunkler Hohlraum geschaffen wird, in den der Wintersalat wachsen kann, und dass die Schosstriebe beim Wassereinfüllen nicht nass werden. Nach drei bis fünf Wochen ist der Chicorée fertig und kann geerntet werden.

Wie erfolgt die Treiberei von Chicorée?
- Erfolgt in vollkommener Dunkelheit
- Temperaturen von 12 bis 18 °C
- Wurzeln senkrecht in Gefäß stellen
- Mit Erde auffüllen und mit warmem Wasser übergießen
- Ernte nach 3 bis 5 Wochen
Chicorée pflegen: Richtiges Gießen und Düngen
Chicorée ist ein Schwach- bis Mittelzehrer. Frischen Mist auf dem Beet verträgt er nicht gut, jedoch können Sie vor der Pflanzung Kompost oder einen Dünger mit organischer Langzeitwirkung – wie unseren Plantura Bio-Universaldünger – einarbeiten. Dieser komplett tierfreie Dünger versorgt die Pflanze über die ganze Vegetationsperiode hinweg mit den wichtigsten Nährstoffen.

Um sicherzustellen, dass die Pflanzen gleichmäßig und gut aufgehen, sollte auf gleichbleibende Bodenfeuchtigkeit geachtet werden. Vor allem die Keimlinge sind anfällig gegenüber Austrocknung, deshalb dürfen Sie bei Trockenheit regelmäßiges Gießen nicht vergessen. Pflegemaßnahmen bedarf es beim Anbau der Wurzeln nicht vieler. Regelmäßiges Hacken, um den Boden zu lockern und das Unkraut fernzuhalten, zahlen sich jedoch aus.
Chicorée vermehren
Wenn Sie Ihr Saatgut selbst produzieren möchten, sollten Sie die Wurzeln verwenden, die besonders schöne Köpfe gebildet haben. Die Pflanze bildet im zweiten Jahr einen bis zu 1,5 Meter hohen, verzweigten Blütenstand mit hübschen, blauen Blüten aus. Im Herbst können dann die reifen Samen für den Nachbau geerntet werden. Achten Sie darauf, dass Sie für die Vermehrung keine sogenannten F1-Sorten verwenden. F1-Sorten bezeichnen Hybridsorten, die ihre Eigenschaften nicht weitergeben und somit nicht nachgebaut werden können.
Tipp: Um die Sorteneigenschaften erhalten zu können, sollten im Umkreis von 500 Metern keine Zichorien oder wilden Wegwarten blühen.
Chicorée ernten und lagern
Nach circa einem Monat kann der Wintersalat geerntet werden. Dieser hat nun feste Sprosse oberhalb der Wurzel gebildet und kann am Wurzelansatz abgeschnitten werden. Jede Wurzel kann dabei nur einmal beerntet werden. Gelagert werden sollte der Salat komplett dunkel bei 3 bis 6 °C[, am besten im Gemüsefach Ihres Kühlschranks. Nach spätestens einer Woche sollte das leckere Gemüse verarbeitet werden.
Inhaltsstoffe und Verwendung von Chicorée
Ob gedünstet, gebraten, roh oder als Auflauf zubereitet – der Chicorée darf in keiner gesunden Küche fehlen. Besonders als knackige Rohkost im Winter ist er kaum zu übertreffen. Für den unverkennbaren, leicht bitteren Geschmack sind Bitterstoffe verantwortlich, allen voran Intybin. Dieser sekundäre Inhaltsstoff kurbelt die Bildung von Gallensäuren an, was sich positiv auf unseren Darm auswirkt. Neben Bitterstoffen punktet Chicorée auch mit zahlreichen Vitaminen und Ballaststoffen. Wer den typischen Geschmack des Chicorées etwas abmildern möchte, kann zum Beispiel beim Salatdressing mit Honig der bitteren Note entgegenwirken.

Tipp: Wer wissen will, wie Zichorie als Kaffeeersatz schmeckt, kann sich im Supermarkt einmal umschauen, denn auch heute findet man in Kaffeeersatzprodukten noch Anteile der Zichorie. Wenn Sie den Anbau etwas kurioserer Gemüse mögen, dann schauen Sie doch einmal bei unserem Flower-Sprout-Artikel vorbei.
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