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Linse: Vom Arme-Leute Essen zum Superfood

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Die Linse zählt zu den ältesten Kulturpflanzen. Wir berichten über ihren Siegeszug und fast schon vergessenes Wissen von Anbau bis Ernte im eigenen Garten.

geerntete Linsen
Linsen waren früher ein Arme-Leute Essen und feiern jetzt ihr Comeback als Superfood [Foto: Pavel105/ Shutterstock.com]

Aus dem Südosten der Türkei, dem heutigen Grenzgebiet mit Syrien und dem Irak, begann die Linse (Lens culinaris Medikus) einst ihre Reise nach Europa. Als nahrhafte und gleichzeitig dankbar anzubauende Kultur wurde sie schnell sehr geschätzt und verankerte sich beispielsweise als Westfälischer Eintopf oder dem Schwäbischen Linsen mit Spätzle Gericht in unseren traditionellen Kochbüchern.

Anfang der 1950er Jahre verschwand die Linse jedoch fast vollständig von unseren Feldern und Gärten. Preiswerte Importe aus dem Ausland verdrängten sie. Die Folge: Der Verlust ursprünglich heimischer Sorten. Wie in einem Kriminalfall machte sich um 2006 ein linsenliebender Detektiv auf die Suche nach den verschollenen Sorten. Fündig wurde er in einer Genbank in Sankt Petersburg in Russland. Seitdem erfährt der Linsenanbau in Deutschland wieder Rückenwind und die kleine vielseitige Hülsenfrucht erobert ihren Platz zurück.

Linsen anbauen

Zu Jacobus- und Philippus-Tag (3.Mai), der Bauer die Linsen zum Felde trag.
An diese alte Bauernregel muss sich heute, dank kälteresistenteren Sorten, kein Gärtner mehr halten. Dennoch liebt die Linse warme und trockene Bedingungen. Ab Ende März kann sie in ein feinkrümmeliges Saatbeet gesät werden. Die Ablagetiefe sollte max. 3 cm betragen, der Abstand in der Reihe ca. 8 cm und zwischen den Reihen ca. 15 cm. Wichtig bei der Standortwahl ist es, keinen stauwassergefährdeten Boden zu wählen. Ihre geringen Nährstoffansprüche erlauben es aber, ansonsten auch weniger ertragreiche Standorte auszusuchen.

Linsen als Microgreen
Linsen eignen sich auch zum Eigenanbau als Microgreen [Foto: Marisha Radchenko/ Shutterstock.com]

Als einjährige, krautige Pflanze mit zierlicher Gestalt wächst die Linse (halb-) aufrecht oder ausladend und wird zwischen 15 cm und 75 cm hoch. Ähnlich wie Bohnen ist die Linse keine standfeste Kultur und benötigt eine Stütz- und Rankenhilfe. Im Hausgarten hat sich ein Zaunsystem (Maschendrahtzaun 20 x 20 mm) bewährt, an dem die Linse Halt finden kann. Zusätzliche Stabilität kann durch eine zwischen den Linsenreihen aufgespannte Schnur erreicht werden. Daran kann sich die Linse mit ihren Ranken stützen. Eine weitere Alternative ist der Anbau der Linse im Gemenge mit einer anderen Pflanze. Mischungen aus Linsen mit Erbsen oder Buchweizen sind möglich. Geduld ist dann allerdings bei der Ernte und Separierung der Mischung gefragt!

Anbau von Linsen
Im Anbau im Freiland brauchen Linsen Platz [Foto: Mathia Coco/ Shutterstock.com]

Linsensorten: Die bunte Sortenvielfalt

Reich an Proteinen, Mineralstoffen und Vitaminen gilt die Linse insbesondere für vegetarische oder vegane Ernährungsformen als besonders wertvoll. Ob rot, schwarz, gelb, grün, braun, marmoriert, groß oder klein, flach oder rund, die Vielfalt an Linsen scheint unermesslich. Zwei der verloren geglaubten und wiederentdeckten Sorten aus dem Süddeutschen Raum sind die kleine und die große Späths Alblinse. Die beiden hellgrünen Sorten sind an die Witterungsbedingungen in Mitteleuropa angepasst und vielversprechend.

bunte Linsensorten
Die bunte Vielfalt der Linsen [Foto: troyka/ Shutterstock.com]

Während sich die kleine Späths Ablinse aufgrund ihres aromatischen Geschmacks für Linsensalate eignet, überzeugt die große Alblinse in der Verarbeitung zu Suppengerichten. Ein farblicher Kontrast zu beiden ist die kleine Schwarze, eine kleinsamige Linse aus der Schweiz. Ein rotes Dal-Gericht kann beispielsweise aus der ursprünglich französischen Sorte Rosana gezaubert werden. Großer Beliebtheit erfreut sich auch die französische DuPuy-Linse, eine grün-blau marmorierte Linse. Ihr Anbau ist auch bei uns möglich.

Krankheiten und Schädlinge

Die Linse ist pflegeleicht und wird nach der 3-G-Methode angebaut: Gesät, Geschaut, Geerntet. Eine Behandlung von Krankheiten und/oder Bekämpfung von Schädlingen ist nicht notwendig.

Linsen-Blüte
Linsen sind pflegeleicht und blühen sehr schön [Foto: Mathia Coco/ Shutterstock.com]

Treten rot-violette Verfärbungen der Blätter auf, die im schlimmsten Fall zum Absterben der gesamten Pflanze führen, liegt möglicherweise ein Befall mit Anthraknose (Colletotrichum truncatum) vor. Kurative Maßnahmen gegen die Pilzerkrankung sind nicht möglich. Präventiv sollte darauf geachtet werden, dass im gleichen Beet mindestens 3 Jahre lang keine Bohnen, Erbsen oder andere Hülsenfrüchte angebaut wurden. Diese bieten dem Pilz ein Überlebensmedium.

junge Linsenpflanzen [Foto:
Gern wird auch an den Jungpflanzen gefressen [Foto: attraction art/ Shutterstock.com]

Vorsicht ist bei Gärten in Waldnähe oder bei freilebenden Kaninchen geboten. Die kleinen Linsenpflänzchen sind ein Gaumenschmaus für die Tiere! Weiter können die schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae) und die grüne Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum) Fraßschäden an den Blättern hervorrufen.

Linsen ernten und lagern

Erntereif sind die Linsen, sobald die Hülsen „rasseln oder klappern“. Dann nämlich haben die Samen den nötigen Reifegrad bzw. eine Kornfeuchte von < 20 %. Die Pflanzen werden zur Ernte bodennah mit einer Gartenschere abgeschnitten. Anschließend empfiehlt es sich, die Pflanzen in einen Jutesack oder ähnlich atmungsaktiven Sack zu geben und die Hülsen darin vorsichtig durch Abklopfen des Sacks auszudreschen. Durch Sieben und einen Luftstrom (Föhnen) kann das Erntegut vom Stroh getrennt werden. Durchschnittlich befinden sich in jeder Hülse 2 Samen.

unreife Linsen
Noch sind diese Hülsen nicht zur Ernte bereit [Foto: Leo Pakhomov/ Shutterstock.com]

Um die Linsen über einen längeren Zeitraum lagern zu können, ist eine anschließende Trocknung ratsam. Dazu werden Linsensamen großflächig verteilt und an einem trocken und warmen Standort getrocknet.

Verwendung der Linse in der Küche:

Linsen-Curry
Probieren Sie doch mal ein Linsen-Curry mit Süßkartoffel und Spinat [Foto: StephenVanHove/ Shutterstock.com]

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